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Judith ArltDie FölmlisEine SchuhmacherfamilieCHF 32.80 |
Das Buch
"Die Fölmlis" stellt einhundert Jahre und drei Generationen von Schuhmachern in Menznau vor. Liebevoll zeichnet die Autorin die realen Vorbilder mit einer Mischung aus Tatsachen und schriftstellerischer Phantasie. Neugierig blickt sie ihnen über die Schulter und lässt sich in die Geheimnisse des Schuhemachens einweihen. Literarisch verdichtet und doch detailgenau beschreibt sie Leben und Landschaft im Napfbergland. Das Handwerk der Schuhmacher wird so nahtlos mit dem Handwerk der Schriftstellerin verwoben.
Eine faszinierende Mischung aus Schuhen und Schreiben, aus Fakten und Fiktion. Spannend und mit tiefen Einsichten in das menschliche Leben.
350 Seiten, ISBN 978-3-9523218-3-6
Die Autorin
Judith Arlt (geb. Büsser) denkt und schreibt in deutsch und polnisch, lebt und arbeitet am Wattenmeer im Norden Deutschlands und hat mehrere Jahre in Warschau und Krakau, aber auch in England, Japan und China verbracht. Mit "Die Fölmlis" kehrt die in Liestal /BL geborene und aufgewachsene Schriftstellerin, Übersetzerin und promovierte Literaturwissenschaftlerin literarisch in die Schweiz zurück.
Judith Arlt wurde 1992 mit dem Hauptpreis des Basler Literaturwettbewerbs ausgezeichnet und erhielt eine Reihe von Werkbeiträgen und Aufenthaltsstipendien in Polen, Österreich und der Schweiz. 2009 verbrachte Judith Arlt vier Monate als Gast im Künstleratelier der Stadtmühle Willisau, um am Buch über die Schuhmacherfamilie Fölmli aus Menznau zu arbeiten.
Weitere Werke: "Wera R." (1993), "Schweiz" (2002), "Entlassen nach: Tod" (2008) sowie mehrere Bücher in polnischer Sprache und zahlreiche Beiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften.
Schnuppertext
Der Schnee knirschte trocken unter Vaters Schuhen. Es war ein Geräusch ohne Hall. Ohne Ausdehnung. Ohne Echo. Ein Geräusch ohne Auswirkung auf mich. Ohne retardierende Wirkung auf den Text. Es verblieb an dem Ort, an dem es entstand. Unter den biegsamen Ledersohlen. Und dann war es vorbei. Mit dem nächsten Schritt begann das nächste Geräusch. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Alle, die es sich leisten konnten, sassen in der warmen Stube und schmausten mit ihren Gästen an langen Tischen, über denen gestärktes Leinen lag. Anton war stolz, soviel ist gewiss. Er war stolz, seinen Weg zu gehen, allein zu gehen. Allein war er in der Welt draussen. In der Winterwelt im Napfgebiet. Drinnen, unter seiner Brust drückte die Angst. Und viele andere namenlose Empfindungen. Anton schwitzte und fröstelte zugleich. Er fühlte sich mit einem Mal gottverlassen. In einem leisen Fluch, zu einem lauten hatte er nicht den Mut, nannte er die scheebedeckten Hügel eine verdammte weisse Pracht.
Nein, es waren keine Tränen, die ihm über die Wangen rannen. Das Licht der Mittagssonne blendete ihn gnadenlos. Es trieb das Wasser aus seinen Augen. Einen Moment lang konnte er nichts mehr erkennen. Alles verschwamm in einem nie dagewesenen Meer. Mit dem freien Handrücken fuhr er über das Gesicht, wischte zuerst die Nässe von der rechten Hälfte, dann von der linken. Danach rieb er sich beide Augen und wusste trotzdem nicht mehr weiter. Alles, was er kannte, war hinter ihm geblieben. Das Messerhüsli, der Kirchturm, die Höfe von Näf und Hüsler, der Vorder- und der Hinterrötelberg. Die vertraute Welt hatte ihn, den armen Waisenknaben, für immer verlassen. Anton frohlockte und zitterte zugleich. Über die Studenweid-Kreuzung hinaus, an der Muttergottes-Kapelle vobei war er noch nie in seinem Leben gelaufen. Er überschritt diese magische Grenze, weil er musste. Er übertraf sich selbst, weil ihm nichts anderes übrig blieb.
Stimmen
"Die Geschichte der Schuhmacherfamilie Fölmli ist eine schweizerische Erfolgsgeschichte. Sie erzählt von Bescheidenheit und Beständigkeit, Fleiss und Handwerkerstolz und davon, wie weit man es bringen kann, wenn man seine Arbeit gern hat und ausserdem stets bereit ist, weiterzulernen und Neues auszuprobieren, auch, weil die Zeit nicht stehen bleibt. Judith Arlt hat die Geschichte recherchiert, und ihr Buch "Die Fölmlis" lässt uns daran teilhaben. Sie wird dabei sehr lebendig - zum einen durch die grosse Genauigkeit der Beschreibung, zum anderen durch die Fähigkeit der Autorin, sich in die Menschen und ihre Zeit hineinzudenken, sie also nicht nur von aussen zu betrachten: "Anton ist, wie er ist. Ich erfinde ihn nicht, ich verändere ihn nicht. Ich zerre nicht an ihm herum. Ich warte nur. Auf ihn."
Judith Arlts Texte sind direkt und ungeschönt, und andererseits sind sie literarisch anspruchsvoll und sehr sprachbewusst." Verena Stössinger in der Mittelland-Zeitung